RUDOLF LEOPOLD
Kunstsammler, Stifter, Museumsgründer
Rudolf Leopold wurde am 1. März 1925 in Wien geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er an der Universität Wien, wo er 1953 zum Doktor der gesamten Heilkunde promovierte. Parallel zum Medizinstudium begann er Kunstgeschichte zu studieren und widmete sich seit Anfang der 1950er-Jahre dem Sammeln von Kunstwerken.
Schon damals lag sein Fokus auf dem Schaffen Egon Schieles, der weitgehend in Vergessenheit geraten war und lediglich als nationales Künstlerphänomen wahrgenommen wurde. Rudolf Leopold begab sich mit seiner Faszination für Egon Schiele auf einen Weg der Wiederentdeckung und stellte über Jahrzehnte hinweg die weltweit größte und bedeutendste Sammlung von Werken dieses Künstlers zusammen. Neben seiner publizistischen Tätigkeit – unter anderem seine 1972 veröffentlichte Schiele-Monografie mit einem Werkverzeichnis der Gemälde – galt vor allem dem Initiieren und Organisieren von Ausstellungen im In- und Ausland sein vordringlichstes Interesse, womit er wesentlich zur internationalen Anerkennung von Schieles Œuvre sowie von weiteren herausragenden Protagonisten der Wiener Moderne beigetragen hat. Bereits 1955 arrangierte Rudolf Leopold für eine Ausstellung zur österreichischen Moderne im Amsterdamer Stedelijk Museum eine Reihe von Werken Schieles, die durch ihre neue Perspektivierung international Beachtung fand. Weitere bedeutende Schiele-Präsentationen aus der Sammlung von Rudolf Leopold fanden in London (1964), New York (1965), München (1975), Tokio (1979), Venedig (1984), Zürich (1988), Hamburg (1995) oder Brüssel (1998) statt. Neben Schiele als Hauptkristallisationsfigur fokussierte sich Rudolf Leopolds Sammelleidenschaft auf die österreichische Kunst der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhunderts. Meisterwerke zahlreicher Exponenten jenes Wien um 1900 – darunter Arbeiten von Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Koloman Moser, Richard Gerstl, Alfred Kubin, Herbert Boeckl oder Albin Egger-Lienz – bieten einen kongenialen kunsthistorischen Bezugsrahmen der Kollektion. Darüber hinaus ist das Kunstgewerbe der Wiener Werkstätte mit Möbeln, Keramiken, Gläsern, Schmuck, Buch- und Plakatgestaltungen im Sinne des Gesamtkunstwerkes umfassend in der Sammlung vertreten. Das 19. Jahrhundert wiederum präsentiert sich mit wesentlichen Werken von Friedrich Gauermann, Ferdinand Georg Waldmüller, Emil Jakob Schindler, Tina Blau, Olga Wisinger-Florian oder Anton Romako.
Der Großzügigkeit des Sammlerpaares Rudolf und Elisabeth Leopold ist es zu verdanken, dass sie ihre aus rund 5.000 Exponaten bestehende Sammlung im Jahr 1994 in eine gemeinnützige Privatstiftung im Verbund mit der Republik Österreich und der Österreichischen Nationalbank eingebracht haben, die sich im Gegenzug verpflichteten, hierfür ein eigenes Museum zu errichten und den Betrieb finanziell mitzutragen. Die Allianz aus dem bürgerlichen Engagement des Sammlerpaares und dem visionären Handeln der politischen Entscheidungsträger als Anwälte des Gemeinsinns stellte die Basis dafür dar, dass diese herausragende Privatsammlung für Österreich gesichert werden konnte und seit Eröffnung des Leopold Museum im Jahr 2001 dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich ist.
Für seine Leistungen auf dem Gebiet der bildenden Kunst erhielt Rudolf Leopold 1982 den Berufstitel Professor. 1997 wurde ihm das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse der Republik Österreich verliehen und 2007 wurde er zum Offizier des Ordens Arts et Lettres der Republik Frankreich ernannt. Rudolf Leopold starb am 29. Juni 2010 in Wien und wurde am 6. Juli auf dem Grinzinger Friedhof beigesetzt.
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