THEODOR VON HÖRMANN, Blumenmarkt an der Madeleine IV, 1889 © Leopold Museum, Wien, Inv. 511

BIEDERMEIER - STIMMUNGSREALISMUS

Der Rückzug ins Private, der Topos des „trauten Heims“ und eine Tendenz zur Verniedlichung der Malsujets sind Hauptcharakteristika des österreichischen Biedermeier, mit dem die Zeitspanne vom Ende des Wiener Kongresses 1815 bis zur bürgerlich-demokratischen Revolution 1848 bezeichnet wird. Als ihr populärster Vertreter gilt Ferdinand Georg Waldmüller. Mit Gemälden wie Unterbrochene Wallfahrt kam der Meister der Lichtregie und akkurater Beobachter des Landlebens der Sehnsucht der großbürgerlichen Käuferschicht nach Bildern von „einfachen“ Menschen entgegen. Als Chronist des Wiener Vorstadttreibens im Vormärz tat sich währenddessen Michael Neder hervor, dessen Gemälden eine beschauliche Note anhaftet. Friedrich Gauermann, dessen Augenmerk meist den dramatischen Wetterstimmungen in den Alpenlandschaften galt, scheint noch in der Romantik verwurzelt zu sein.

Vorbilder aus der Hochrenaissance und aus dem Barock, Motive aus der antiken Mythologie sowie eine sinnliche, erzählfreudige Darstellungsweise bestimmen hingegen die historistische Malerei der Ringstraßenzeit. Neben Werken von Hans Makart, Hans Canon sowie dem Orientmaler Leopold Carl Müller besitzt das Leopold Museum auch bedeutende Gemälde von Anton Romako, dessen eigenwillige, zwischen historistischem Kanon und gesteigerter Subjektivität vagabundierende Malerei den Weg ins 20. Jahrhundert wies.

Neben dem Historismus konnte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts eine lokal geprägte Freilichtmalerei behaupten. Unter Verwendung dezenter Farbtöne wandte sich der Umkreis des „österreichischen Corot“ Emil Jakob Schindler den betont unheroischen, von lyrischen Stimmungen durchwehten Landschaftsstrichen zu. Die hohen Berge der Romantiker wichen Sümpfen und Weihern, die Naturschauspiele im Himmel bedurften keiner Rahmenerzählung mehr. Im Austausch mit den Münchner Realisten sowie den Werken aus Barbizon und aus der Haager Schule verfolgten August von Pettenkofen, Tina Blau, Olga Wisinger-Florian, Eugen Jettel, Robert Russ, Theodor von Hörmann, Carl Schuch und weitere VertreterInnen des österreichischen Stimmungsrealismus das von Schindler proklamierte Ziel, „das Veränderliche am Gleichbleibenden zu beobachten“.

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