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Egon Schiele, Kardinal und Nonne (Liebkosung)

Egon Schiele, "Liebkosung" (Kardinal und Nonne), 1915 © Leopold Museum, Wien, Inv. 455

Egon Schiele, „Liebkosung“ (Kardinal und Nonne)

1912

Provokante Bildinhalte wie der Verstoß gegen den Moralkodex der Kirche in der skandalösen Umarmung von „Liebkosung“ (Kardinal und Nonne) zeugen von Egon Schieles ungestümem Erneuerungsdrang, in dem er auch jenseits formaler Fragen radikal mit Traditionen bricht. Die durch das strenge Formgefüge forcierte Aufeinanderbezogenheit des Paares, das als eigenwillige Antwort auf Klimts Der Kuss interpretiert wird, erscheint unausweichlich. Das Antlitz der erschrocken blickenden dunkel gewandeten Figur erinnert an Schieles Selbstbildnis mit hochgezogener nackter Schulter von 1912. Umgekehrt stellen die nackten Beine des Kardinals ein Zitat aus einem Aquarell dar, das Schieles Gefährtin Wally Neuzil zeigt, wie sie mit nackten Beinen auf dem Boden kniet. Fast scheint es, als ob Schiele dem Kardinal und der Nonne seine eigene und Wallys Identität zuordnen wollte, aber mit vertauschten Geschlechterrollen.

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