Bilder "gegen das Vergessen" im Leopold Museum

22.05.2013

Manfred Bockelmann zeigt Zeichnungen zum Holocaust

André Heller, Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen
Museum Wien, Martin Engelberg, Udo Jürgens und fast 1000 Gäste
würdigten Donnerstag Abend Manfred Bockelmanns Holocaust-Projekt im
Leopold Museum. Die Besucher erlebten anlässlich der Eröffnung der
Manfred Bockelmann Schau besonders bewegende Momente. Der Künstler
stellte den tief beeindruckten Vernissage-Gästen erstmals seine
Werkserie "ZEICHNEN GEGEN DAS VERGESSEN" vor. In den letzten Jahren
hatte Bockelmann mit dem Kohlestift unaufhörlich mehr als 100
außergewöhnliche Porträts gezeichnet. Mehr als 60 sind nun bis 2.
September im Leopold Museum in Wien zu sehen. Eine Weiterführung
dieser außergewöhnlichen Ausstellung an EU Institutionen und in
amerikanischen Privatuniversitäten ist bereits in Planung.
In der Ausstellung "Manfred Bockelmann. ZEICHNEN GEGEN DAS
VERGESSEN", für die das Europäische Parlament mit seinem Präsidenten
Martin Schulz die Schirmherrschaft übernommen hat, begegnen wir dem
Schicksal von Kindern und Jugendlichen, alle Opfer des Holocaust.
Kalte erkennungsdienstliche Fotos dienen Bockelmann als Vorlage, doch
mit dem Zeichenstift nähert er sich dem Wesen der jungen Menschen,
holt sie aus der Anonymität und gibt Ihnen ein Gesicht.

Leopold: Warum ist diese Welt so normal?

Ausstellungskurator Diethard Leopold wusste, als er diesen Zyklus
zum ersten Mal sah "So kann man das machen". Tief bewegt über diesen
speziellen Abend im Leopold Museum erinnerte er sich an das
indifferente Wien der 60er Jahre. Auf dem Schulweg dachte er oft,
angesichts all dessen was in den Jahren zuvor geschehen war: "Warum
ist diese Welt so normal?"

Weinhäupl: Ein schwieriges Geschenk

"Für das schwierige Geschenk", das sich der Künstler mit dieser
Ausstellung zum bevorstehenden 70. Geburtstag gemacht hat "zollen wir
ihm unsere volle Anerkennung", sagte Leopold Museum Managing Director
Peter Weinhäupl. Er erzählte von seinem Großvater, der mit dem LKW
Brot nach Mauthausen liefern musste. Die Wachsoldaten sagten ihm "Du
bist ein Soldat, was Du hier siehst, hast Du nie gesehen". Doch der
Großvater sah und sprach und wurde in der Folge im Bergbau des
Hausrucker Kohlerevier zwangsverpflichtet.

Heller: Schonungslose Trauerarbeit

André Heller hob in seiner Eröffnungsrede den Ort der Präsentation
hervor: "Es ist ganz wichtig, dass diese Ausstellung hier
stattfindet, mitten im Zentrum von Wien, unweit des Balkons vom
Heldenplatz." Bockelmann leiste "für ihn, aber auch für uns, die
Betrachter, schonungslose Trauerarbeit...die mir, ohne Vorwarnung die
Tränen in die Augen trieb und mich in ihren Bann schlug als wäre ich
hypnotisiert."

Udo Jürgens ließ es sich nicht nehmen, die Ausstellung seines
Bruders Manfred zu besuchen. Hunderte waren gekommen um mit Manfred
und Maria Bockelmann, Kurator Diethard Leopold und seiner Frau
Waltraud den Opfern zu gedenken und Freiheit und Leben zu feiern. Mit
dabei waren JMW Direktorin Danielle Spera und ihr Mann Martin
Engelberg, Elisabeth Leopold, Tobias G. Natter, museologischer
Direktor des Leopold Museum und Christoph Mai (Verein der Freunde des
Jüdischen Museum Wien). Begeistert und sehr beeindruckt von der
einzigartigen Präsentation zeigte sich auch der amerikanische
jüdische Sammler Foster Goldstrom. Ebenfalls gekommen waren der
Schriftsteller Erich Hackl, Journalist Peter Michael Lingens, Leopold
Museum Vorstandsvorsitzender Helmut Moser, die Künstlerin Linde
Waber, Leopold Museum Freundevereins-Vorstand Thomas Mondl, Heiner
Hammerschlag, Peter Gstettner, Julian Rachlin, der Dichter und
Fotograf Peter Paul Wipplinger, Gabriele Röder (Leopold Museum
Freundeverein), Manfred Bockelmanns Tochter Leonie, seine Nichte,
Holocaust-Forscherin Marion Hussong. Das EU Parlament war bei der
Eröffnung durch Wolfgang Kreissl-Dörfler (Commitee of Foreign
Affairs) vertreten. Für die musikalische Umrahmung mit dem Anlass
entsprechend ausgewählten und ebenfalls tief betroffen machenden
Stücken sorgten die Pianistin Sophie Rachlin, die Sängerin Karolina
Gumos (Komische Oper Berlin) mit einem berührenden polnischen Lied
und der Geiger Ondrej Janoska mit einem aufregenden Stück für Klavier
und Violine.

Weitere Bilder unter: http://www.apa-fotoservice.at/galerie/4107

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