Gustav Klimt – Der Geheimnisvolle: Präsentation der ORF-Doku von Herbert Eisenschenk im Leopold Museum

02.07.2012

Teil des ORF-Programmschwerpunkts zum 150. Geburtstag des Malers

Am 14. Juli 2012 jährt sich der Geburtstag von Gustav Klimt zum 150. Mal und der ORF würdigt den bedeutenden österreichischen Maler mit einem Programmschwerpunkt in TV und Radio. Das Wiener Leopold Museum mit seiner Ausstellung „Klimt persönlich“ war gestern, am Montag, dem 25. Juni, der stimmungsvolle Ort für die Präsentation der neuen ORF-Doku „Gustav Klimt – Der Geheimnisvolle“, die den Schwerpunkt eröffnet und im Rahmen der „art.genossen“ im „Kulturmontag“ – am 2. Juli ab 22.30 Uhr in ORF 2 – zu sehen ist. Darin begibt sich Filmemacher Herbert Eisenschenk auf die Suche nach den unbekannten Seiten des weltberühmten Genies, das international als Superstar der Jahrhundertwendekunst wahrgenommen wird. In dieser verborgenen Klimt-Welt begegnet man nicht nur einem höchst ambivalenten Künstler, sondern vor allem einem rastlos Suchenden nach Vertrautheit und Harmonie. Im Rahmen der Filmpräsentation würdigten u. a. die Leopold-Museum-Direktoren Dr. Tobias G. Natter und Mag. Peter Weinhäupl sowie Dr. Elisabeth Leopold persönlich den großen Künstler.


Regisseur Eisenschenk: „Filmprojekt von großer Sensibilität getragen“

„Der ORF hat schon Anfang des Jahres im Rahmen seines Neujahrskonzertballetts die Möglichkeit ergriffen, Gustav Klimt zu würdigen (Anmerkung: eine der drei Live-Balletteinlagen aus dem Oberen Belvedere nahm auf Klimts 'Kuss' Bezug) und setzt dies mit einem Programmschwerpunkt rund um den eigentlichen 150. Geburtstag fort. Wir danken dem Leopold Museum sowie allen anderen Museen und ihren Experten, die uns durch ihre Unterstützung ermöglicht haben, einen so schönen Film zu machen“, begrüßte ORF-Sendungsverantwortliche Dr. Karin Veitl zur Filmpremiere.

„Klimt war und ist für das Leopold Museum immer wichtig, nicht nur im 150. Jahr“, betonte der Kaufmännische Direktor des Leopold Museums, Mag. Peter Weinhäupl, und freute sich, die baldige Eröffnung eines Klimt-Zentrums am Attersee anzukündigen. Genau am Geburtstag des Jugendstilkünstlers öffnet das von Weinhäupl persönlich konzipierte multimediale Dokumentationszentrum in Kammer, in unmittelbarer Nähe zu Klimts früherer Sommerfrische, seine Pforten und gibt Einblicke in das künstlerische Schaffen Klimts am Attersee zwischen 1900 und 1916. „Klimts Originalbilder, darunter auch das berühmte Werk 'Attersee', kehren nach 100 Jahren für zehn Tage an den Attersee zurück“, zeigt sich der gebürtige Oberösterreicher Weinhäupl stolz.

Über die ORF-Preview der Dokumentation in seinem Haus freute sich auch der museale Direktor des Leopold Museums, Dr. Tobias G. Natter, der selbst als einer der Experten im Film auftritt: „Es geht darum: Wie wollen, können, sollen wir die Annäherung an einen Menschen finden, der schon so lange tot ist und solch ein Werk hinterlassen hat? Es gibt viele unterschiedliche Zugänge, denn die absolute Wahrheit gibt es nicht. Dieser Film, nicht ungeschickt gewählt, fokussiert auf das Geheimnisvolle des Gustav Klimt“, so Natter. Eine neue Ausstellung für das Jahr 2014 sei bereits in Vorbereitung, die – auch ohne Klimt-Jubiläum – eines der Spitzenwerke Klimts in den Mittelpunkt stellt: Das Gemälde „Tod und Leben“ soll anlässlich 100 Jahre Erster Weltkrieg Anlass sein, um „in die europäische Kunst- und Kulturgeschichte auszuschwärmen und Themen wie Werden und Vergehen in der symbolistischen Malerei zu beleuchten“.

Auch die Grande Dame des Leopold Museum, Dr. Elisabeth Leopold, beehrte die Veranstaltung mit ihrer Anwesenheit: „Ich möchte immer wieder sagen – und werde auch nie fertig damit, dass Gustav Klimt ein ganz großer Künstler, ein Genie war. Es ist unglaublich bewundernswert, dass er sich nach einer großen Karriere als Ringstraßenmaler völlig verändert und den Jugendstil erfunden hat. Und er war ein wunderbarer Zeichner. Er und Egon Schiele sind die größten Zeichner Österreichs und – ganz leise gesagt – vielleicht auch der ganzen Welt.“

Regisseur Herbert Eisenschenk, der für den ORF zuletzt die Schnitzler-Jubiläums-Doku „Begierde und Sehnsucht“ oder im Mozart-Jahr die Doku „Wolfgang wer?“ drehte, berichtete über seine Annäherung an Klimt: „Was soll man mit so einem Namen machen, wo alles schon beleuchtet und besprochen ist?“, fragte sich der Filmemacher nach der ersten Freude über den Auftrag. Doch dann hatte er ein prägendes Erlebnis in der Kälte der kanadischen Wildnis, wo er in einem kleinen Geschäft auf einen vergilbten alten Druck von Klimts „Kuss“ stieß und auf seine Frage an die Besitzerin, ob sie wisse, von wem denn das sei, die Antwort bekam: „Ganz gleich, wer der Künstler ist. Wichtig ist, dass mir immer warm wird, wenn ich dieses Bild anschaue.“ Damit war sein Zugang klar: „Das Wissen der Experten ist über die Leidenschaft der Menschen geprägt. Das merkt man im Film und dadurch entsteht Nähe zu dem Künstler, der für mich unnahbar ist bzw. war. Dieses Filmprojekt ist von großer Sensibilität getragen“, so Eisenschenk.

Mehr zum Film „Gustav Klimt – Der Geheimnisvolle“

Das Großartige und gleichzeitig Fatale an Gustav Klimts Kunst ist der scheinbar einfache Zugang zu seinen Werken. Über seinem Privatleben liegt jedoch bis heute ein dichter Schleier der Diskretion. Er galt zu Lebzeiten als introvertierter, jegliche Öffentlichkeit scheuender Mensch. Der österreichische Filmemacher Herbert Eisenschenk nähert sich in seiner Dokumentation „Gustav Klimt – Der Geheimnisvolle“ auf behutsame Weise dem Künstler und jener geheimnisvollen Welt, die Klimt selbst ausschließlich über seine Kunst öffentlich zugänglich machen wollte.

Wie eine Reihe anderer namhafter Künstlerkollegen hatte auch Gustav Klimt ein typisch österreichisches Schicksal zu erdulden. Aber über die Schmähung und Verhöhnung seines Werks und die Anfeindungen seiner Person hinaus brauchte es fast ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod, bis schließlich erkannt wurde, dass Gustav Klimt weitaus mehr war als nur ein hochtalentierter Dekorationsmaler des Wiener Fin de Siècle.

Tobias G. Natter, Alfred Weidinger und die Niederländerin Marian Bisanz-Prakken, drei international anerkannte Klimt-Experten, liefern in Herbert Eisenschenks Film ihr eigenes, sehr persönliches Porträt des Meisters. Dazu ergänzen die Kuratoren Ursula Storch vom Wien Museum und Kunsthistoriker Otmar Rychlik neue Aspekte aus dem Leben und Werk von Klimt. In den nachgestellten Ateliersszenen schlüpft der Wiener Maler und Bühnenbildner Friedrich Despalmes so perfekt in die Rolle seines großen Vorgängers, dass es scheint, als würde man in diesem Film dem echten Gustav Klimt leibhaftig begegnen.

Herbert Eisenschenks Dokumentation zeigt zum ersten Mal Klimts Deckengemälde im Wiener Burgtheater und seine Zwickel- und Intercolumni-Bilder im Kunsthistorischen Museum aus nächster Nähe. Üblicherweise sind sie nur aus einer Distanz von 15 bis 20 Metern zu sehen, sind also im Detail praktisch unsichtbar und damit geheimnisvoll geblieben. Klimts Aktzeichnungen bilden einen weiteren Zugang zu seiner Innenwelt. Nur in Wien, dem Zentrum eines untergehenden Reiches, der Stadt von Sigmund Freud, Gustav Mahler und Arthur Schnitzler, konnte ein so polarisierendes Werk wie diese Zeichnungen und Porträts entstehen.

Zu sehen ist „Gustav Klimt – Der Geheimnisvolle“ – eine Produktion der Vermeer Film, die im Auftrag des ORF und in Koproduktion mit ARTE entstand – im „Kulturmontag“ am 2. Juli um 23.05 Uhr in ORF 2.

Alle Termine bzw. Details des Klimt-Programmschwerpunkts in ORF 2, ORF III Kultur und Information, 3sat und Radio Ö1 sind in der Pressemappe zum Film bzw. auf http://presse.ORF.at abrufbar.

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