Leopold Museum veröffentlicht Tagungsband zum 5. Egon Schiele-Symposium 2023 stand die Konferenz im Zeichen von Schieles Netzwerk, seinem Freundeskreis und seinen Bekanntschaften

25.09.2024

Das biennal im Leopold Museum stattfindende Egon Schiele-Symposium ist eine zentrale Plattform für die Präsentation von und den Diskurs über wissenschaftliche Erkenntnisse zum Werk und Leben des wegweisenden österreichischen Expressionisten. Als Sitz des Egon Schiele Dokumentationszentrums sowie als Ort des weltweit umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungsbestandes an Werken Schieles stellt das Leopold Museum den idealen Treffpunkt für Schiele-Forscher*innen, -Expert*innen und Interessierte dar.

Der Einladung der Initiator*innen der 5. Ausgabe der Tagung, Direktor Hans-Peter Wipplinger und Senior Kuratorin Kerstin Jesse, folgten die Vortragenden Philipp Blom, Régine Bonnefoit, Tobias Burg, Ulrike Emberger, Laura Feurle, Simone Hönigl, Alexander Klee und Alexandra Matzner. Um dem internationalen Interesse entgegenzukommen wurden sämtliche Beiträge erstmals zur Gänze ins Englische übersetzt und sind nun im Rahmen einer zweisprachigen Publikation erschienen.

 

„Nachdem das 4. Egon Schiele-Symposium 2021 aufgrund der Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie nur im digitalen Raum stattfinden konnte, war es eine besonders große Freude, 2023 zahlreiche Expert*innen und Kunstinteressierte wieder persönlich zu einem regen Austausch begrüßen zu können. Allen Vortragenden sei für ihren Einsatz, ihre Expertise und die aktuellen Forschungsergebnisse, welche sie mit einem interessierten Publikum geteilt haben, herzlich gedankt. Großer Dank gilt zudem Larry Heller, dem Enkel des Schiele-Künstlerkollegen Felix Albrecht Harta, für seine Unterstützung.“

Hans-Peter Wipplinger, Direktor Leopold Museum

„Das 5. Egon Schiele-Symposium stand im Zeichen von Schieles Netzwerk, seinen zahlreichen Freund- und Bekanntschaften. Dem Ausnahmekünstler war es ein großes Anliegen, in der Kunst voranzuschreiten, Neues zu schaffen sowie Konventionen und althergebrachte Traditionen aufzubrechen. Dabei suchte er den Kontakt zu Gleichgesinnten und nutzte immer wieder das Potenzial der Gruppe und des Kollektivs. Schiele entpuppte sich als umtriebiger Netzwerker und begnadeter Visionär, der als Gründer von Künstlervereinigungen ebenso in Erscheinung trat wie als Kurator von Ausstellungen und den Kontakt zu Förder- und Sammler*innen, welche seine expressive und moderne Kunst zu schätzen wussten, pflegte.“

Kerstin Jesse, Senior Kuratorin Leopold Museum

Die Vortragenden und ihre Beiträge zum 5. Egon Schiele-Symposium

Im Fokus standen exemplarische Künstlerfreund- und Bekanntschaften Egon Schieles. So wurden unter anderem ausgewählte Aspekte im Zusammenhang mit seinen Weggefährten Albert Paris Gütersloh, Felix Albrecht Harta, Adolf Hölzel und Alexander Koch, Karl-Ernst Osthaus, Max Oppenheimer und Oskar Kokoschka thematisiert.

Der Historiker und Bestsellerautor Philipp Blom beleuchtete in seiner Keynote Speech zum Thema Wien 1914 – Körper, Fassaden, Identitäten das Interesse am Spannungsverhältnis zwischen Form und Funktion innerhalb der Kunst der k. u. k Monarchie. Unter dem Titel „Ich bedaure, dass Sie unter so grossen Schwierigkeiten schaffen müssen.“ Karl-Ernst Osthaus als früher Sammler Egon Schieles widmete sich der Kunsthistoriker Tobias Burg, Kurator am Museum Folkwang in Essen, dem intensiven Kontakt des bedeutenden Mäzens Karl Ernst Osthaus (1874–1921) mit Egon Schiele. Die Kunsthistorikerin, Autorin und Kuratorin Alexandra Matzner befasste sich in ihrem Beitrag In „Verschiedenheit“ vereint – Gütersloh und Schiele mit Egon Schieles Künstlerfreund Albert Paris Gütersloh (1887–1973). Die beiden verband eine rund zehnjährige, von gegenseitigem Respekt geprägte Freundschaft. Künstlerfreundschaft – Künstlerfeindschaft: Das Verhältnis zwischen Egon Schiele und Oskar Kokoschka lautete das Thema von Régine Bonnefoit. Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und Universitätsprofessorin beleuchtete einige Überschneidungen im Leben beider Künstler, welche das Nicht-Verhältnis als unwahrscheinliche Legende und Kokoschkas Diffamierungen von Schiele als Strategie eines biografischen Selbstentwurfs erscheinen lassen. Leopold Museum Senior Kuratorin Kerstin Jesse widmete sich in ihrem Symposiumsbeitrag Max Oppenheimer, genannt MOPP: ein „Zeit- und Streitgenosse“ Egon Schieles einem frühen Weggefährten des Künstlers. Durch die nähere Beleuchtung des Aufeinandertreffens und die Betrachtung der Kunstwerke von Oppenheimer und Schiele belegte Jesse Gemeinsamkeiten und zeigte Unterschiede auf. Im Zentrum des Beitrages Wären Sie [...] einverstanden mich zu diesem Zwecke zu zeichnen?“ – Egon Schiele und Felix Albrecht Harta von Simone Hönigl, die sich im Egon Schiele Dokumentationszentrum des Leopold Museum mit den Autografen des Künstlers beschäftigt, stand die Freundschaft von Schiele und Harta (1884–1967). Wie Alexander Klee, Kurator am Wiener Belvedere, in seinen Ausführungen mit dem Titel Egon Schiele und Adolf Hölzel. Networking in Zeiten des Krieges erläutertet, kam es vermutlich nie zu einer direkten Begegnung der Künstler Hölzel (1853–1934) und Schiele, jedoch gab es zahlreiche Berührungspunkte über gemeinsame Weggefährten wie dem Verleger Alexander Koch (1860–1939). In ihrem Beitrag Denkende Hände? Zur Theorie der künstlerischen Praxis in der Wiener „Neukunst“ lotete Kuratorin Laura Feurle die Implikationen für die Konzeption des künstlerischen Produktionsaktes in der Wiener Moderne aus. Ulrike Emberger beleuchtete in ihrem Vortrag Geschützt! Gerettet! Freigegeben! Egon Schiele und der Denkmalschutz die Auswirkungen der Ausfuhrbeschränkungen auf den Schiele-Kunstmarkt anhand konkreter Beispiele.

Eckdaten zum Tagungsband des 5. Egon Schiele-Symposium

Titel: Egon Schiele. Netzwerke und Freundschaften. Tagungsband zum 5. Egon Schiele-Symposium im Leopold Museum, 2023 (erschienen 2024) | Egon Schiele. Networking and Friendships. Conference Volume on the 5th Egon Schiele Symposium at the Leopold Museum, 2023 (published 2024)

Herausgeber*innen: Kerstin Jesse, Hans-Peter Wipplinger

Autor*innen: Philipp Blom, Régine Bonnefoit, Tobias Burg, Ulrike Emberger, Laura Feurle, Simone Hönigl, Kerstin Jesse, Alexander Klee, Alexandra Matzner, Hans-Peter Wipplinger

19,5 x 24,5 cm, 200 Seiten, 96 Abbildungen

Die Publikation ist in deutscher und englischer Sprache erschienen.

Verkaufspreis: EUR 14,90

Erhältlich im Leopold Museum Shop: leopoldmuseum.org/shop

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