Melancholie und Provokation. Das Egon Schiele-Projekt

23.09.2011

Elisabeth Leopold und Diethard Leopold präsentierten Schiele-Ausstellung

Wien - Im Rahmen einer Pressekonferenz im Auditorium des Leopold Museum wurde gestern, Donnerstag die große Schiele-Ausstellung "Melancholie und Provokation" präsentiert.
Kuratorin Dr. Elisabeth Leopold skizzierte eine neue Sicht auf das frühe, expressive Werk von Egon Schiele (1890-1918).

Traumbilder Schieles
Es sei eine Welt der "Traumbilder" Schieles, eine "Zwischenwelt",die vor genau 100 Jahren in der von Carl Moll geleiteten GalerieMiethke präsentiert worden war, sagte Elisabeth Leopold anlässlich der Vorstellung der großen Jubiläumsschau zum zehnjährigen Bestand des Hauses. Bilder wie der in der Ausstellung gezeigte "Lyriker", die noch von Schiele später übermalte "Weltwehmut" oder das verschollene Werk "Delirien".

Jugendstil und brodelnder Expressionismus
Für Elisabeth Leopold sind die Jahre um 1910/11 in Wien durch zwei Gegenpole charakterisiert. Auf der einen Seite der stilisierende Jugendstil auf der anderen Seite das Brodeln im Untergrund, der Expressionismus. Eine Zeit in der Richard Strauss Hoffmannsthals "Frau ohne Schatten", Arnold Schönberg Albert Girauds "Pierrot Lunaire" oder Stefan Georges "Ich fühle Luft von anderem Planeten" vertonte, Claude Debussy Maurice Maeterlincks "Pelléas et Mélisande" zu einer Oper verarbeitete.

Schiele: Gotiker und Träumer
Provokateure: Schiele und Kokoschka, Pose und Tanz

Für Rudolf Leopold sei Schiele ein "Gotiker und Träumer" gewesen. Der provokative Kokoschka hingegen, der in der Kunstschau 1908 für Aufregung sorgte und neues Terrain betrat, hätte den Boden für die Provokationen Schieles bereitet. Im zweiten Raum zeigt Elisabeth Leopold die Melancholie, den Abschied, Bilder wie die "Versinkende" Sonne, Egon und Wally aber auch Anselm Feuerbachs "Medea", als wunschloses Unglück, das letzte von Rudolf Leopold erworbene Gemälde,
wie Elisabeth Leopold betonte. Im dritten Raum schließlich sieht man das Thema von Pose, Tanz und Bewegung, beinflusst durch den Ausdruckstanz aber auch im interessanten Vergleich mit den
Schattenspielfiguren aus Java. Die Ausstellung zeigt Werke der eigenen Sammlung, aus Privatbesitz und wunderbare Leihgaben aus bedeutenden Museen wie der Albertina, dem Belvedere, dem Lentos oder dem Wien Museum.

Das Egon Schiele Projekt
Kurator Dr. Diethard Leopold präsentierte den zeitgenössischen Teil der Ausstellung mit der Frage "What is art and why does it matter". Er hat fünf Künstler, Günter Brus, Elke Krystufek, Claudia
Bosse, Franz Graf und Philipp Gehmacher sowie einen Kurator, Dr. Hubert Klocker eingeladen Werke Schieles mit den Werken der Gegenwart in Verbindung zu bringen.

Schwarzkogler trifft Schiele
Österreichische Avantgarde: Expressionismus und Aktionismus

Klocker präsentiert das Werk des wie Schiele mit 28 Jahren verstorbenen Aktionismus-Enfant Terribles Rudolf Schwarzkoglers, der in Dialog mit Schiele tritt. Schiele habe ihn "von Anfang an, seit er sich mit Kunst befasse begleitet". Die Wiener Aktionisten sieht er als letzte österreichische Avantgarde nach den österreichischen Expressionisten. Er freue sich, dass "das Leopold Museum die Bedeutung des Aktionismus in der Österreichischen Kunsttradition anerkannt habe.

Gehmacher: "it's all about holding it together"
Der Choreograph Philipp Gehmacher erklärte seinen Raum als Grauraum mit Egon Schiele, die Besucher sollen sensibilisiert werden. 6 ausgewählte Zeichnungen von Schiele, ein Materialtisch und Videoinstallationen befassen sich mit Verdrehung und Abbild. Es gehe um Strukturen - "it's all about holding it together" - und Spannungen "damit etwas entsteht", erläuterte Gehmacher. So zeigt er u.a. die Situation von 2 Männern im Raum, die sich langsam einander annähern ohne eindeutige  homoerotische Bezüge. Wir sehen "Körper, die Raum einnehmen, auch ohne Bewegung."

Claudia Bosse: "sich den Werken narrativ annähern"
Claudia Bosse zeigte sich beeindruckt vom Gang ins Depot des Hauses, dem "Gral des Egon Schiele". Sie interessierte sich für die Ausschnitte, die falsche Vorstellung von den Farben der Werke, wie sie sie oft nur aus Reproduktionen kannte. Sie staunte über das einfach Packpapier, das Schiele verwendete oder manche ausgefranste Ecken in den Blättern des Künstlers. Der Hintergrund sei ihr wichtig, in Audioinstallationen lässt sie Personen Bilder aus der Erinnerung beschreiben, nähert sich den Werken narrativ an.

Brus Zeichnungen, Krystufeks Männerakte, karger Graf
Nicht bei der Pressekonferenz anwesend waren Günter Brus, der vor allem mit Fotos und Zeichnungen brilliert, Elke Krystufek, die großformatige Männerakte beisteuerte und Franz Graf, der seinen Raum in eine Installation mit Materialien, Objekten und Schiele-Facsimiles, mit einem Text, aber ohne Objektbeschreibungen verwandelte.

Brus Zeichnungen, Krystufeks Männerakte, karger Graf
Nicht bei der Pressekonferenz anwesend waren Günter Brus, der vor allem mit Fotos und Zeichnungen brilliert, Elke Krystufek, die großformatige Männerakte beisteuerte und Franz Graf, der seinen Raum in eine Installation mit Materialien, Objekten und Schiele-Facsimiles, mit einem Text, aber ohne Objektbeschreibungen verwandelte.

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