Im Mittelpunkt der Ausstellung Otto Muehl – Sammlung Leopold steht die Malerei Otto Muehls. Die Auswahl der Gemälde durch den Sammler Rudolf Leopold ermöglicht eine Fokussierung auf Muehls „künstlerische Seite“. Bei der Zusammenstellung stellte die Qualität des einzelnen Werks das wichtigste Kriterium dar. Das Resultat zeigt Otto Muehl im Leopold Museum als durchaus eigenständigen Geist.
Die Schau umfasst an die 80 großformatige Öl- und Acrylgemälde sowie ca. 20 Arbeiten auf Papier aus den Jahren 1962-2000. Höhepunkt der Ausstellung ist der „Vincent“ Zyklus aus dem Jahr 1984.
Wenn der Künstler wie in dieser Serie, die an Van Gogh angelehnt ist, die Stilformen berühmter Vorbilder benützt, ahmt er nicht nach, sondern paraphrasiert und verleiht den alten Formen neue Bedeutung und Energie. Die Wirkung dieser Bilder ist stark, lebendig und oft brutal unkonventionell. Sie überzeugen nicht nur durch Form- und Farbgebung, sondern sind originell, humorvoll und spontan, ungehemmt in der Darstellung und energiegeladen vom Impetus her.
Kuratiert und gehängt wurde die Schau im von Rudolf Leopold und von Diethard Leopold, seinem jüngeren Sohn. Zusammen mit Peter Weinhäupl hatte Diethard Leopold schon 2008 die Neupräsentation der Permanenten Sammlung „Wien 1900“ im obersten Geschoß des Museums kuratiert.
Danièle Roussel, Leiterin der Archives Otto Muehl von der art&life community in Süd-Protugal, wo der schwer an Parkinson erkrankte Otto Muehl heute lebt, gab wertvolle Informationen zu Titel und Inhalt von Werken, siehe auch ihren Katalogbeitrag.
Hubert Klocker, Aktionismus-Experte des MUMOK und Leiter der Sammlung Friedrichshof schrieb ebenfalls einen Katalogbeitrag. Er gab wichtige Hinweise und Informationen zum Hintergrund einzelner Werke und ganzer Werkgruppen und nahm bestimmend an Gliederung und Betitelung der Ausstellungsabschnitte teil.
Im Vorfeld der Ausstellung gab es darüber hinaus mehrere offene Informationsgespräche mit der Gruppe re-port, die Otto Muehl äußerst kritisch gegenübersteht, sowie mit einem Vertreter der Genossenschaft Friedrichshof. Dies, um zu gewährleisten, dass keine Bilder, auf denen Opfer sexueller Gewalt aus den Jahren 1981-1989 dargestellt sind, ausgestellt oder im Katalog abgedruckt werden.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Brandstätter.
Das Leopold Museum möchte zuletzt darauf aufmerksam machen, dass die Otto Muehl-Ausstellung offen sexuelle Motive und Darstellungen von Perversionen sowie von brutalster Gewalt enthält, und darüber hinaus bei zwei Exponaten die Gefahr besteht, auch religiöse Gefühle zu verletzen.
Entstehung und Umfang der Sammlung
Zum allergrößten Teil entstammen die ausgestellten Objekte dem Privateigentum von Rudolf Leopold („Sammlung Leopold II“). Der Sammler wurde erst in den neunziger Jahren auf das Werk Otto Muehls aufmerksam. Zu dieser Zeit war Muehl im Gefängnis inhaftiert (1991-1997).
Das erste Mal sah Leopold Arbeiten von Muehl im Wiener Auktionshaus Dorotheum, zumeist Druckgrafik. In der Folge hörte er, dass es im Burgenland am Friedrichshof noch eine ganze Menge anderer Muehlscher Werke zum Verkauf gäbe.
Vieler Mühe bedurfte es dort, sich die Bilder anzusehen, waren sie doch nicht etwa auf Rollwagen gestellt, sondern auf vierkantigen Hölzern gelagert. Trotzdem holte Leopold auf wiederholten Fahrten ins Burgenland alle Werke aus dem Depot resp. Ließ sie sich holen, unter ihnen viele, die ziemlich groß und schwer waren, aber auch viele Papierarbeiten.
Leopold fuhr ab da immer wieder ins Burgendland zum Friedrichshof und kaufte. Die Mitarbeiter von der Genossenschaft Friedrichshof erinnern sich noch heute gut an diese seine oft länger andauernden Kunst-Aufenthalte.
Bald darauf lernte er auch Danièle Roussel von der Kommune in Portugal kennen, die ihn zum Friedrichshof und in die Strafanstalt in Wien begleitete, wo Otto Muehl damals seine Haftstrafe verbüßte.
Die Privatsammlung enthält heute über 240 Werke Otto Muehls.
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