Mit der rasch wachsenden Anzahl an Fotoateliers wurde es schwierig, von beauftragten Porträts zu leben. So entstand in den 1860er-Jahren ein stark umkämpfter Markt an Sammelbildern mit neuen Themen und neuen Formaten. Statt wenige Exemplare einer Aufnahme an individuelle Kundinnen oder Kunden zu verkaufen, entstanden nun zahllose Kopien (Positivabzüge), die über Verlage in den Handel kamen. Einer der erfolgreichsten der zu Verlegern avancierten Fotografen war Otto Schmidt. Hatte er schon 1873 mit seiner „Wiener Typen“-Serie reüssiert, wandte er sich bald darauf der Herstellung von Vorlagenstudien zu, die als Anschauungsmaterial für Künstler, aber auch (Kunst-)Handwerker und Architekten dienten. Er schuf rund 4000 Landschafts-, Architektur- und Händestudien. Das tatsächlich einträglichste – weil weltweite – Geschäft aber war seine Aktproduktion, die im Übrigen umfangreichste in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Sein Geschäftsnachfolger, der Maler Eduard Büchler, führte diese Produktion fort.
Die Ausstellung untersucht einen historischen Bilderkorpus und geht den Zusammenhängen zwischen Ästhetik, Ökonomie, Bilderzirkulation und -konsum nach. Bilder daraus befanden sich im Besitz zahlreicher Maler und Bildhauer, aber auch von Medizinern, Anthropologen oder auch „Connaisseurs“. Die teils als „unzüchtig“ eingestuften Bilder provozierten bürgerliche Wertvorstellungen, Gerichtsprozesse zeugen davon.
Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Leopold Museum und dem Photoinstitut Bonartes.
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