Anlässlich des 10-jährigen Eröffnungsjubiläums des Leopold Museum präsentiert die Ausstellung »The Excitement Continues« einen Querschnitt österreichischer und internationaler Kunst nach 1945, der einen exklusiven Einblick in die umfassenden Bestände der Sammlung Leopold bietet. Die Schau zeigt einerseits Werke, die zum Bestand des Leopold Museum gehören und von Sammler und Museumsgründer Rudolf Leopold (1925-2010) in die 1994 errichtete Stiftung eingebracht wurden, und andererseits zahlreiche Arbeiten, die sich in der nach der Museumsgründung weitergeführten und von Rudolf und Elisabeth Leopold ständig erweiterten Privatsammlung der Familie Leopold befinden. Der Großteil dieser Arbeiten war bisher kaum öffentlich zu sehen.
Rudolf Leopold:
bisher unbekannte Sammlung zeitgenössischer Kunst
Die fast sechzigjährige Sammeltätigkeit von Rudolf Leopold konzentrierte sich auf mehrere Schwerpunkte: Gemälde und Zeichnungen von Egon Schiele, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Richard Gerstl oder Alfred Kubin, des weiteren Werke der vor allem nach 1918 tätigen Künstler wie Albin Egger-Lienz, Herbert Boeckl oder Anton Kolig, schließlich die österreichische Kunst des 19. Jahrhunderts mit Ferdinand Georg Waldmüller, Friedrich Gauermann, Anton Romako und die Stimmungsimpressionisten. Zusätzlich zeigte Rudolf Leopold auch ein vehementes Interesse an kunstgewerblichen Objekten von Möbeln bis zu Keramiken und sogar für afrikanische und asiatische Kunst. Wenig bekannt war bisher, dass Rudolf Leopold immer wieder auch Werke von modernen und zeitgenössischen KünstlerInnen erworben hat. Einen ersten Einblick in diesen Sammlungsbereich bot die 2010/11 im Leopold Museum gezeigte Ausstellung mit über hundert Gemälden von Otto Muehl.
Sammeln gegen den Trend: Qualität und Leidenschaft
Rudolf Leopold schätzte Qualität und künstlerische Leidenschaft nicht nur aus historischer Distanz, sondern auch in der Unmittelbarkeit und in der Sprache der Gegenwart. Nie ging es dem Sammler Rudolf Leopold um das Schielen nach Moden oder Trends, sondern um die Aufrichtigkeit und Ernsthaftigkeit einer Kunst, die von vielen oft als sperrig und schwierig angesehen wurde. Unabhängig von Stilen und Kunstrichtungen entdeckte er immer wieder Künstlerinnen und Künstler, die seinem hohen Anspruch nach künstlerischem Ausdruck entsprachen. So erblickte Rudolf Leopold schon früh in den gerümpelartigen Röhrenplastiken von Oswald Oberhuber, die dieser in den 1950er Jahren geschaffen hatte und die später in der Fachwelt hoch geschätzt wurden, genauso eine hohe künstlerische Relevanz wie in den gediegenen, gleichfalls in den 1950er Jahren entstandenen Messingarbeiten der Hagenauer-Schule.
Spezifischer Sammlerblick
Es war für Leopold unwichtig, ob etwa die realistischen Landschaften von Leopold Hauer oder Leopold Birstinger, die von den 1950er bis in die 1980er Jahre hinein datieren, dem Mainstream der modernen Avantgarde entsprachen, und er kümmerte sich nicht darum, ob die frühen Materialbilder von Adolf Frohner oder Hermann Nitsch aus den 1960er Jahren wegen ihrer geradezu schockierenden Radikalität ernst genommen wurden. Somit überrascht es nicht, dass Rudolf Leopolds Auswahl von Kunstwerken nach 1945 stark subjektive Züge trägt und seinen spezifischen Sammlerblick fortsetzt. So manche KünstlerInnen, die heute zu den Hauptvertretern ihrer Zeit gerechnet werden, fanden keinen Eingang in seine Sammlung, während er von anderen KünstlerInnen ganze Werkblöcke erwarb.
Muehl, Merz, Lichtenstein
So hatte Rudolf Leopold in den 1990er Jahren fast 200 Gemälde von Otto Muehl erworben. Einen weiteren Sammlungsschwerpunkt widmete Rudolf Leopold dem Maler Robert Hammerstiel. Weitere, von Leopold hoch geschätzte KünstlerInnen sind Josef Mikl, August Walla, Robert Zeppel-Sperl, Kurt »Kappa« Kocherscheidt, Elke Krystufek, Robert Kern, Alfred Klinkan und Peter Weibel. Wenngleich der Schwerpunkt der Sammlung Leopold Modern auf KünstlerInnen aus Österreich liegt, finden sich in der Sammlung auch prominente internationale KünstlerInnen wie Roy Lichtenstein oder Mario Merz.
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